Heinrich der Löwe ist uns Braunschweigern natürlich ein Begriff. Sein ikonisches Wahrzeichen, der Braunschweiger Löwe, ist ja auch wirklich nicht zu übersehen. Und auch sonst hat Heinrich viele Spuren in Braunschweig hinterlassen, die vom 12. Jahrhundert bis heute überdauern konnten. Doch wie viel wissen Sie wirklich über Braunschweigs berühmten Herzog? Ein paar spannende Fakten, mit denen Sie auf der nächsten Party ein bisschen angeben können.
Tatsächlich, Heinrich der Löwe war sowohl Heinrich der dritte als auch Heinrich der zwölfte – wie kann das sein? Man könnte sagen: Das kommt darauf an, wen man fragt. Denn Heinrich der Löwe war sowohl Herzog von Sachsen als auch ab 1156 Herzog von Bayern. In Sachsen war er der dritte Heinrich in dieser Funktion, in Bayern bereits der zwölfte. So war er also Heinrich der III. Herzog von Sachsen und gleichzeitig Heinrich XII. Herzog von Bayern.
1168 heiratete Heinrich Matilda Plantagenê, besser bekannt als Prinzessin Mathilde von England, die älteste Tochter des englischen Königs Henry II. Mit dieser Eheschließung verband sich Heinrich der Löwe also mit einer äußerst wohlhabenden und mächtigen Adelsfamilie. Damit wurde er nicht nur der Schwiegersohn des Königs von England, sondern auch der Schwager von Richard Löwenherz, der seinen Vater später auf dem Thon beerbte. Mindestens genauso wichtig war für Heinrich aber die üppige Mitgift, die er für die Heirat mit Mathilde kassierte. Damit realisierte er etliche seiner Bauprojekte.
Neben der Löwenstadt, die für Heinrich immer eine ganz besondere Bedeutung hatte, verdanken auch etliche andere Städte ihren wirtschaftlichen Wohlstand zu dieser und der folgenden Zeit Heinrich dem Löwen – darunter Lübeck, Schwerin, Hannover, Lüneburg, Stade und Hamburg. Und wahrscheinlich auch einige Städte in Bayern, dort war die Geschichtsschreibung zu dieser Zeit aber noch weniger genau. Heinrich förderte diese Städte massiv in ihrer kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung. Aber nicht unbedingt aus Nettigkeit, sondern um damit seinen eigenen Reichtum zu mehren.
Heinrich war längst nicht der Beliebteste in Adelskreisen, denn es ging ihm überwiegend darum, seine eigenen Interessen durchzusetzen. Dennoch fand so manches, das er tat, etliche Nachahmer. Mit der Pfalzanlage, die er in Braunschweig errichten ließ, schuf er eine der frühesten Residenzen eines mittelalterlichen Fürsten überhaupt. Die Organisation seines Hofes und seiner Verwaltung beschritt in vielerlei Hinsicht Neuland und enthielt bereits vieles, das später gang und gäbe wurde. Und die Grabanlage für Heinrich und Mathilde ist das älteste erhaltene Doppelgrab eines Ehepaares in Deutschland.
Friedrich Barbarossa, der 1152 zum römisch-deutschen König gekrönt und 1190 deutscher Kaiser wurde, war Heinrichs Vetter – und der hatte einen nicht unwesentlichen Anteil an der Krönung Barbarossas zum König. Im Gegenzug gab dieser ihm jede Menge Macht. Heinrich bekam das Herzogtum Bayern, das einst sein Vater regiert hatte, zurück (wenn auch etwas verkleinert) und wurde zu einem von Barbarossas engsten Vertrauten. In zwei Dritteln aller Urkunden aus Barbarossas ersten zehn Königsjahren ist Heinrich als Zeuge aufgeführt. Später verstritt Heinrich sich allerdings mit seinem Vetter, verlor seine Herzogtümer und wurde für einige Jahre ins Exil nach Südengland verbannt.
Wo genau Heinrich geboren wurde, ist bis heute nicht bekannt. Aber selbst wann er das Licht der Welt erblickte, lässt sich nicht genau beziffern – denn es gibt widersprüchliche Angaben in der Geschichtsschreibung. Während eine Chronik nahelegt, er sei 1129 oder 1130 geboren, müsste es nach einer anderen erst zwischen 1133 und 1135 gewesen sein. Sicher ist: Gestorben ist er am 6. August 1195 – und zwar hier in Braunschweig.