Denkt man an Tiere und Elektrizität, kommt den meisten von uns wohl als Erstes der berühmte Zitteraal in den Sinn. Kein Wunder: Mit Stromstößen von einigen hundert Watt liefert der lebensgefährliche Elektro-Aal aus Südamerika mit Abstand die stärksten Stromstöße in der Tierwelt. Da kommt nicht mal der Zitterrochen mit, der seine Beute immerhin mit der Spannung einer üblichen Steckdose betäubt. Doch es gibt noch viele weitere Tiere, die Elektrizität für sich nutzen – und zwar auf unglaublich clevere und vielseitige Weise.
Hätten Sie gedacht, dass sich das putzige Schnabeltier, der tapsige Ameisenigel und blutrünstige Haie eine Jagdstrategie teilen? Sie alle verfügen nämlich über ein Sinnesorgan, das wir Menschen nicht haben. Damit spüren sie elektrische Felder auf, die zum Beispiel Beutetiere bei der Bewegung ihrer Muskeln erzeugen – auch dann, wenn sie diese weder sehen noch hören noch riechen können. Auch Delfine sollen über diese Fähigkeit verfügen. Ein gewaltiger Vorteil bei der Jagd.
Hummeln sind nicht so flauschig, weil sie gern kuscheln. Beim Flug laden sie sich an Partikeln in der Luft statisch auf. Steuern sie dann eine Blüte an, schweben ihnen die Polen regelrecht entgegen und bleiben durch die statische Energie an ihnen haften. Wie mit Ihren Haaren und einem Luftballon. Das ist aber noch längst nicht alles. Hummeln nutzen das auch, um zu erkennen, ob eine Blüte bereits von einem anderen Bestäuber „geplündert“ wurde. Denn nachdem eine Biene oder Hummel auf der Blüte gelandet war, ändert sich durch die unterschiedliche Ladung deren elektrisches Feld. Die Hummeln merken das und erkennen: Diese Blüte lohnt sich nicht mehr.
Paarung, Fressen, Orientierung – der Elefantenrüsselfisch wäre ohne Elektrizität total aufgeschmissen. Die in Afrika vorkommenden Fische senden und empfangen Stromstöße – ähnlich, wie es Fledermäuse mit ihrem Ultraschall tun. Wie bei einem Radar orten sie auf diese Weise Beutetiere, Artgenossen, Feinde und verschiedene Materialien in der Umgebung. So können sie sich auch in völliger Dunkelheit prima zurechtfinden. Aber auch die Kommunikation untereinander praktizieren Elefantenrüsselfische mittels Elektrizität. Die Art ihrer Stromstöße gibt zum Beispiel paarungswilligen Artgenossen Aufschluss über Status und Konstitution der Fische. Ein echtes elektrisches Allround-Talent.
Wollen wir Ihnen jetzt wirklich weismachen, es gäbe solarbetriebene Hornissen? Ganz genau! Die Orientalische Hornisse verfügt über ein Pigment in ihrem Panzer, mit dem sie in der Lage ist, aus Sonnenlicht Strom zu erzeugen. Mit einem halben Volt Leistung taugt die Hornisse zwar nicht als alternative Stromquelle für uns Menschen, doch das reicht mehr als aus, um den Stoffwechsel der Hornisse nach kalten Nächten wieder auf Temperatur zu bringen.
Erinnern Sie sich an die statisch aufgeladenen Hummeln? Dieses Phänomen hilft nicht nur der Hummel, sondern auch winzig kleinen Fadenwürmern. Diese nämlich machen sich die statische Energie zunutze, um hoch in die Luft zu springen und an Hummeln und anderen Bestäubern haften zu bleiben. So können die kleinen Würmchen größere Distanzen überwinden und – zumindest was sie betrifft – energiesparend reisen.
All diese Tiere nutzen Elektrizität besonders clever. Der größte Strom-Fan ist aber wohl eine Wegameisen-Art, die vom Schwarzen Meer mittlerweile auch bis zu uns nach Deutschland vorgedrungen ist. Auch die Ameisen können elektrische Felder spüren – und lieben diese über alles. Sie fühlen sich davon magisch angezogen und ziehen diese sogar Nahrung vor – warum, das ist noch nicht abschließend geklärt. Diese eigenartige Vorliebe kann aber nicht nur für die Ameisen gefährlich werden, sondern auch für uns Menschen. Denn die Ameisen nisten sich gern in elektrischen Anlagen ein und können dort empfindliche Kurzschlüsse verursachen. Es wurden bereits Kolonien von Tausenden von ihnen in Schaltkästen und anderen Anlagen gefunden.