Warum schon die alten Griechen Elektrizität kannten, aber bei uns 1900 noch Öllampen leuchteten

Edison, Franklin, Volta, Siemens oder ein alter Grieche – wer hat denn nun den elektrischen Strom entdeckt? Was heißt eigentlich „Elektrizität“? Und seit wann können deutsche Haushalte überhaupt Strom nutzen? Ein bisschen Geschichte – aber in spannend!

Elektrischer Strom ist in unserer modernen Gesellschaft beinahe so allgegenwärtig wie Luft und Wasser. Kaum zu glauben, dass das eigentlich erst seit einer relativ kurzen Zeit so ist. Unsere Großeltern haben es zu großen Teilen sogar noch erlebt, dass längst nicht jeder Haushalt über einen eigenen Stromanschluss verfügte. Seit wann wird der Strom eigentlich in dieser Form genutzt? Und wie konnte er so schnell derart tiefen Einzug in unseren Alltag finden? Heute haben wir ein paar spannende Fakten über die Geschichte des Stroms für Sie.

Erste Experimente und der Name „Elektrizität

Erste Experimente und der Name „Elektrizität“

Was glauben Sie, wovon sich die Bezeichnung „Elektrizität“ ableitet? Vielleicht von dem griechischen Wort für Blitz, Kraft oder Schock? Das wäre sicher naheliegend. Tatsächlich kommt de Name aber vom griechischen „elektron“ – und das bedeutet: Bernstein. Denn schon 600 Jahre vor Christus hat der antike Forscher Thales von Milet die elektrostatische Aufladung entdeckt. Und zwar indem er einen Bernstein an einem Tuch rieb und beobachtete, dass dieser danach leichte Gegenstände wie Federn oder Stroh anziehen konnte. Zwar blieb er seinen Landsleuten eine Erklärung für dieses Phänomen schuldig, doch schon in der Antike gab es also Experimente mit Elektrizität.

Erst im 17. Jahrhundert unserer Zeit – also mehr als 2.000 Jahre später – widmeten sich dann verschiedene Wissenschaftler verstärkt dieser Materie. Der Brite William Gilbert zum Beispiel versuchte, den geheimnisvollen Kräften mithilfe weiterer Bernstein-Experimente nahezukommen. Dem Magdeburger Otto von Guericke gelang es 1672, elektrische Aufladung mithilfe einer Schwefelkugel sichtbar zu machen. Und in Amerika bewies Benjamin Franklin mit seinem berühmten Drachen-Experiment, dass Blitze Elektrizität sind.

Strom erzeugen für die Industrie

In größerem Stile nutzbar wurde der elektrische Strom aber erst im Laufe der folgenden zwei Jahrhunderte. Mit der Erfindung der Batterie legte Alessandro Volta 1775 den Grundstein dafür. Der Durchbruch gelang dann aber dem deutschen Ingenieur Werner von Siemens mit der Erfindung der Dynamomaschine – dem ersten funktionstüchtigen Generator. Damit konnte nun Bewegung in elektrische Energie umgesetzt werden! Wie es auch heute noch bei den allermeisten Arten der Stromerzeugung der Fall ist. So war es plötzlich möglich, Maschinen mit Strom anzutreiben. Die Dampfmaschine hatte gewaltige Konkurrenz bekommen.

Außerhalb der Fabriken waren es zuerst die elektrische Straßenbeleuchtung sowie mit Strom betriebene Straßenbahnen, die nach und nach ihren Siegeszug in den USA und Europa antraten. In Deutschland stellten 1882 Frankfurt und Berlin als erste Städte elektrische Straßenlaternen auf.

Elektrizität hält Einzug in den Alltag

Elektrizität hält Einzug in den Alltag

Einen entscheidenden Meilenstein für die alltägliche Nutzung elektrischer Energie stellte dann eindeutig die Erfindung und Einführung der massentauglichen Glühlampe durch Joseph Wilson Swan und Thomas Alva Edison Ende der 1870er-Jahre dar. Edison – ein umtriebiger Geschäftsmann – erfand praktischerweise kurz darauf auch gleich den Stromzähler. Bis das elektrische Licht auch flächendeckend in Privatwohnungen Einzug hielt, dauerte es allerdings noch eine Weile – dafür ging dann alles erstaunlich schnell. 1914 waren erst 5 Prozent der Wohnungen in Berlin mit einem eigenen Stromanschluss ausgestattet, zum Ende der 1920er-Jahre schon mehr als die Hälfte.

Und auch die ländlichen Gebiete wurden im Laufe der 20er zunehmend erschlossen. Mitte der 30er-Jahre waren erstaunliche 90 Prozent der deutschen Bauernhöfe an das Stromnetz angeschlossen. Braunschweig übrigens war bereits früh mit dabei. Die Nähe zu den üppigen Kohlevorkommen bei Helmstedt machte es für die Kraftwerksbetreiber wirtschaftlich, hier ein Stromnetz aufzubauen. Darum wurde bei uns schon vor dem Ersten Weltkrieg mit der Elektrifizierung begonnen.

Neuere Stromgeschichte

Neuere Stromgeschichte

In den folgenden Jahrzehnten hielten immer mehr Geräte mit Stecker oder Akku Einzug in unseren Alltag. Innovationen drehen sich zuletzt vor allem um die Nutzung erneuerbarer Energiequellen sowie um die Elektromobilität.

Auch wenn elektrischer Strom für uns hier in Deutschland längst nicht mehr wegzudenken ist, ist die Elektrifizierung allerdings noch lange nicht abgeschlossen. Die internationale Energieagentur geht davon aus, dass weltweit noch etwa 1,4 Milliarden Menschen keinen Zugang zum Stromnetz haben – vor allem in Afrika und Asien. Auch dazu, das zu ändern, sollen Solarenergie und Co. in Verbindung mit kleinen, dezentralen Stromnetzen in den kommenden Jahren einen großen Beitrag leisten. Die Geschichte des Stroms ist also noch lange nicht zu Ende geschrieben.

Können Sie sich ein Leben ohne ständig verfügbare Elektrizität vorstellen? Fragen Sie doch mal Ihre Großeltern oder ältere Bekannte, wie das so war. Denn auch diese kleinen, privaten Geschichten des Stroms sind es garantiert wert, gehört zu werden – und bestimmt total spannend!