Schriftlich in diesem Blogbeitrag ist es einfach, da begrüßen wir Sie mit einem herzlichen „Hallo“. Wenn wir uns aber gerade persönlich begegnen würden, wäre die Sache schon ein bisschen komplizierter. Ein Winken, ein Handschlag oder doch eine leichte Umarmung, da Sie als fleißiger Leser des BERGMANN-Blogs uns ja schon ziemlich lange kennen? Mit Begrüßungsgesten symbolisieren wir uns gegenseitig, dass wir zur selben Gruppe gehören, dass wir die Regeln, die in dieser Gruppe gelten, kennen und vorhaben, sie zu befolgen. Sie schaffen Vertrautheit und Vertrauen. Darum sind sie in der sozialen Interaktion so wichtig. Und darum kommt es bei der Wahl der richtigen Begrüßung sehr darauf an, wen wir da vor uns haben. Ein paar Beispiele:
Der klassische Handschlag ist in vielen westlichen Ländern das Mittel der Wahl bei einigermaßen förmlichen Begrüßungen. So auch in Deutschland. Er geht schon bis in die Antike zurück und zeigte dem Gegenüber, dass man keine Waffe in der Hand hält. Doch auch Handschlag ist nicht gleich Handschlag! In den USA beschränkt man sich meist auf einen kurzen, festen Händedruck mit direktem Blickkontakt. In Deutschland werden die Hände dagegen gern zwei bis dreimal geschüttelt.
Küsschen links, Küsschen rechts… ja… und dann noch eins? Oder lieber doch nicht? In vielen Ländern Süd- und Osteuropas sowie in den BeNeLux-Ländern gehören die Wangenküsschen zur Standardbegrüßung. Deren Anzahl variiert aber tatsächlich stark je nach Region. In Frankreich können es zwei, drei oder vier sein, ganz selten auch mal fünf. In manchen afrikanischen Ländern wie etwa Äthiopien kommen die Menschen bei guten Freunden auch schon mal auf bis zu zehn Schmatzer. Wobei es nicht immer auch wirklich schmatzt. In Südeuropa dürfen es durchaus echte Küsse auf die Wange sein, bei Nordeuropäern berühren sich eher nur die Wangen – die Küsse werden lediglich angedeutet. Los geht es übrigens immer auf der linken Seite.
Vor allem in Asien enthalten Begrüßungen häufig noch eine Verbeugung – auch wenn aufgrund des westlichen Einflusses zum Beispiel in China der europäische Handschlag gerade einen wahren Siegeszug erlebt. In Ländern wie Thailand oder Indien legt man bei der leichten Verbeugung die Handflächen flach aufeinander, und hält sie irgendwo zwischen Brust und Stirn – je höher, desto mehr Ehrerbietung für den Gegenüber ist damit verbunden. In Japan gibt dagegen die Tiefe der Verbeugung das Maß an Respekt an, das man dem jeweils anderen entgegenbringt. Die Hände hängen dabei meist einfach herunter.
Die Maori, die Ureinwohner Neuseelands, kommen sich bei der Begrüßung besonders nah. Sie legen Stirn und Nase sanft aneinander. Es geht darum, den Atem der anderen Person wahrzunehmen und damit ein bisschen seiner Seele. Seien Sie vor der nächsten Neuseeland-Reise also lieber sparsam mit dem Knoblauch.
Auch wenn viele Begrüßungsgesten heute von ihrer eigentlichen Bedeutung entkoppelt und vor allem ein gelerntes Ritual sind, werden sie bis heute als Mittel eingesetzt, um eine bestimmte Gruppenzugehörigkeit auszudrücken. Straßengangs auf der ganzen Welt nutzen eigene Handschläge, um sich vor einander als zugehörig auszuweisen. Und auch in vielen Freundeskreisen entwickelt sich häufig eine mehr oder weniger individuelle Art, sich zu begegnen.