Wussten Sie, dass ein Braunschweiger die Formel zur Berechnung des sich jährlich ändernden Osterdatums entwickelt hat? Und das ist nur eine kleine Randnotiz im Lebenslauf eines der größten Genies der Mathematik: Carl Friedrich Gauß. Dass dieser ausgerechnet von Braunschweig aus riesige Verdienste für die Wissenschaft erbringen konnte, war längst nicht nur Zufall. Nicht, weil die gute Braunschweiger Luft dem Gehirnwachstum besonders guttut (naja, vielleicht ein bisschen 😉 ), sondern vor allem weil das mathematische Ausnahmetalent hier bereits früh entdeckt und gefördert wurde. Eine spannende Lebensgeschichte eines weltberühmten Braunschweigers.
Carl Friedrich Gauß entstammt keiner Adelsfamilie. Er wurde 1777 in der Braunschweiger Wilhelmstraße 30 geboren. Hier war einst auch das Gauß-Museum angesiedelt, bis das Haus im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Sein Vater arbeitete als Gärtner, Schlachter und Maurer – später wurde er Schatzmeister einer kleinen Versicherungsgesellschaft. Die Legende sagt, dass Carl Friedrich ihn dort schon als Kind auf seine Rechenfehler hingewiesen habe. Auch in der Grundschule, die damals noch Volksschule hieß, soll er seinen Lehrer mit sekundenschnellen Kopfrechen-Leistungen beeindruckt haben. Dieser förderte das mathematische Talent seines außergewöhnlichen Schülers und sorgte dafür, dass dieser eine höhere Bildung genießen konnte.
Die Talente des jungen Gauß sprachen sich herum in Braunschweig. So wurde er mit vierzehn Jahren dem Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig vorgestellt. Und dieser entschloss sich, die Laufbahn des schon zu Jugendzeiten erste Entdeckungen anstellenden Ausnahme-Mathematikers zu unterstützen – nicht zuletzt finanziell. Dank der Förderung durch den Herzog konnte Gauß fortan am Collegium Carolinum, dem Vorgänger der heutigen Technischen Universität, studieren. Wo er ebenfalls engagierte Förderer unter seinen Professoren fand. Bereits mit 18 Jahren entwickelte Gauß bahnbrechende Grundlagen der modernen Mathematik – insbesondere der Statistik. Auch nach seiner Promotion lebte er von einem kleinen Gehalt des Herzogs und widmete sich seinen mathematischen, physikalischen und astronomischen Arbeiten. Aus Dankbarkeit seinem Förderer gegenüber lehnte Gauß sogar ein Angebot der Petersburger Akademie der Wissenschaften ab und blieb vorerst in Braunschweig. Nach dem Tod des Herzogs wurde er 1807 schließlich Professor an der Georg-August-Universität Göttingen und Direktor der dortigen Sternwarte.
Carl Friedrich Gauß kann man wohl als echten Perfektionisten bezeichnen. Denn er besaß die Eigenart, Entdeckungen erst dann zu veröffentlichen, wenn er sie auch zweifelsfrei nachgewiesen hatte. So kam es, dass ein erheblicher Teil seiner Geniestreiche erst Jahre später und nicht wenige sogar erst nach seinem Tod öffentlich wurden. Lieber überließ er einem Kollegen den Ruhm, selbst wenn dieser erst Jahre nach Gauß darauf gekommen war, als Arbeiten unfertig zu veröffentlichen. Einen kleinen Hinweis darauf, dass auch er diesen Einfall längst gehabt hatte, konnte er sich in vielen Fällen dann aber doch nicht ganz verkneifen.
Die gauß’sche Glockenkurve ist sicher eine seiner bekanntesten mathematischen Errungenschaften. Diese kommt nicht zuletzt bei der Vorhersage von Wahrscheinlichkeiten zum Einsatz. Dass das nicht nur theoretische Mathematik ist, stellte schon Gauß selbst unter Beweis, als er die Witwen- und Waisenkasse der Göttinger Universität verwaltete. Mithilfe seines Modells konnte er errechnen, dass die Pensionen, die die Kasse zahlte, leicht erhöht werden konnten. Diese Form der Wahrscheinlichkeitsrechnung wird noch heute bei Versicherungen angewendet.
Was machte Carl Friedrich Gauß so genial? Um dieser Frage näherzukommen, wurde ihm nach seinem Tod das Gehirn entnommen und intensiv untersucht. Allerdings bislang ohne besonderen Befund. Möglich ist jedoch, dass sich das noch einmal ändert. Denn offenbar wurde sein Gehirn kurz nach der Entnahme versehentlich mit dem des Mediziners Conrad Heinrich Fuchs vertauscht. Diese Verwechslung wurde erst 2013 aufgedeckt. So ist ein großer Teil der Untersuchungsergebnisse hinfällig.