Salzgitter ist ähnlich wie Wolfsburg eine sehr junge Stadt – zumindest in ihrer heutigen Form. Denn aus vielen Einzelgemeinden wurde Mitte des vergangenen Jahrhunderts eine große Stadt. Was davon geblieben ist, ist die große Vielseitigkeit, die Salzgitter ausmacht. Denn Salzgitter kann noch deutlich mehr als Stahl und Industrie. Das beweisen unter anderem diese fünf erstaunlichen Fakten:
Steht die Berliner Mauer nicht eigentlich … naja … in Berlin? Einige Reste davon natürlich schon. Aber auch in Salzgitter ist ein etwa einen Meter breites Teilstück des Symbols für die deutsche Teilung gelandet. Denn hier in Salzgitter hat die Bundesrepublik jahrzehntelang Unrechtstaten der DDR erfasst, dokumentiert und archiviert. Anlässlich des 20. Jahrestages der deutschen Einheit wurde eine Gedenkstätte eingerichtet, die daran erinnern soll. Dafür ersteigerte die Stadt Salzgitter dieses 2,7 Tonnen schwere Teilstück der Berliner Mauer. Deutsch-Deutsche Geschichte zum Anfassen.
Mehr als zweihundert Kilometer vom Meer entfernt und trotzdem eine wichtige Hafenstadt – sowas kann eben nur Salzgitter. Dank der günstigen Kanalanbindung und der reichhaltigen Industrie vor Ort verfügt Salzgitter über den größten Binnenhafen Niedersachsens. Etwa zwei Millionen Tonnen Waren werden in Salzgitter-Beddingen jährlich umgeschlagen. Man kann also tatsächlich auch auf dem Land eine bedeutende Hafenstadt werden.
Die Klesmer, Salzgitters Wandermusiker aus dem 19. Jahrhundert, werden den meisten in der Region etwas sagen. Schließlich finden sich noch heute viele Erinnerungen daran in der Stadt – von Skulpturen über Straßennamen bis zum jährlichen Festival der Klesmer- und Weltmusik. Doch wie viele Menschen aus Salzgitter sich als weit reisende Musiker durchschlugen, dürfte in seinen Ausmaßen dennoch viele überraschen. Im Jahr 1845 beispielsweise waren mehr als 15 Prozent der Steuerpflichtigen allein als Kapellenführer registriert! Da eine Klesmerkapelle in der Regel aus mehreren Mitgliedern besteht, dürfte die Zahl der Musiker insgesamt noch bedeutend höher gelegen haben. Das lag allerdings nicht nur an der großen Musikalität in Salzgitter, sondern vor allem an der wirtschaftlichen Not vieler Menschen. Dennoch: Musik und Salzgitter sind seitdem untrennbar miteinander verwoben.
Wer an Salzgitter denkt, denkt meistens auch an Stahl. Die reichen Eisenerz-Vorkommen sind aber nicht erst seit der Industrialisierung eine wichtige Ressource der Region. Schon im dritten Jahrhundert wurde hier Erz von den ansässigen germanischen Stämmen verhüttet. Auch über das Mittelalter setzte sich diese Tradition fort. Die Industriegeschichte beginnt hier also schon lange vor der Gründung der heutigen Stadt Salzgitter.
Ob sich eine Stadt „Großstadt“ nennen darf, hängt an einer Zahl: 100.000. Denn ab dieser Einwohnerzahl gehört man in Deutschland in diese Kategorie. Das Besondere bei Salzgitter: Die Einwohnerzahl bewegt sich sehr nah um die 100.000-Menschen-Grenze herum. So wurde die Stadt Ende 2012 zu einer Mittelstadt heruntergestuft, da nur noch 98.000 Personen registriert waren. Drei Jahre später wurde die magische Grenze dann erneut geknackt und Salzgitter stieg wieder zur Großstadt auf. Mit mehr als 104.000 Menschen zum Jahresende 2022 liegt Salzgitter aktuell noch immer knapp über der Grenze.