Haben Sie schon einmal vom Hildesheimer Silberschatz gehört? Bevor bei Ihnen jetzt direkt die Goldgräberstimmung ausbricht – oder besser gesagt: die Silbergräberstimmung – sei vorweggenommen: Er wurde bereits gefunden. Oder schlummert etwa doch noch ein Teil des geheimnisvollen Silberschatzes unter der Hildesheimer Erde? Was es mit dem sensationellen Silberfund auf sich hat und wo man ihn heute findet, haben wir für Sie zusammengefasst.
Der Hildesheimer Silberschatz ist ein sensationeller Fund von Tafelsilber aus dem alten Rom. Man geht davon aus, dass es aus der Zeit rund um das Jahr Null unserer Zeitrechnung stammt. Die mehr als 70 Ess- und Trinkgefäße aus Silber sind nicht nur reich verziert, sondern enthalten auch Inschriften und Kennzeichnungen, die auf mehrere frühere Besitzer schließen lassen. Während späterer Grabungen rund um den Fundort wurden dort auch mehrere Pferdegerippe sowie römische Fibeln gefunden.
Entdeckt wurde der Hildesheimer Silberfund im Oktober 1868 – also schon vor mehr als 150 Jahren – von dem Kanonier August Armbrecht. Dieser war mit weiteren Kameraden gerade dabei, einen Schießplatz einzurichten, und stieß bei den dafür nötigen Ausschachtungen auf erste Silberteile. Die Soldaten machten sich aber nicht selbst zu reichen Männern, sondern bargen den Silberschatz und übergaben ihn offiziell. Später wurden viele der Teile in einer Hildesheimer Silberschmiede aufbereitet.
Die Herkunft des Tafelsilbers ist nach wie vor umstritten. Man geht davon aus, dass der Fund nur die Hälfte des eigentlichen Service umfasst. Unter anderem deshalb gilt es als wahrscheinlich, dass zwei germanische Heerführer das Silber nach einer erfolgreichen Schlacht gegen die Römer erbeutet und unter sich aufgeteilt haben. Die Anordnung, in der die Silberteile gefunden wurden, deutet darauf hin, dass es einer von ihnen dann an dieser Stelle als Opfergabe niedergelegt oder bewusst versteckt hat. Einige Historiker sehen den Silberfund auch als Indiz dafür, dass die berühmte Varusschlacht der Germanen gegen die Römer in der Nähe von Hildesheim stattgefunden habe. Diese Deutung ist jedoch mehr als umstritten.
Da der Silberfund auf preußischem Gebiet entdeckt wurde, landete er schon nach wenigen Wochen in Berlin. Dort ist er heute in der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin ausgestellt. Heißt das jetzt, dass vom Hildesheimer Silberschatz gar nichts mehr in Hildesheim ist? Nicht unbedingt! Denn auch einige Hildesheimer Bürger sollen damals am Fundort Teile des Schatzes an sich genommen haben. Zwar wurden später auch wieder manche davon abgegeben – doch es ist ganz und gar nicht ausgeschlossen, dass Einzelne tatsächlich ihr Stück des sensationellen Silberfundes für sich behalten haben. So könnte heute also auf dem ein oder anderen Dachboden in und um Hildesheim noch ein Stück des römischen Silberschatzes zu entdecken sein.
Mancher glaubt jedoch auch daran, dass ein Teil des Silberschatzes noch immer im Hildesheimer Boden auf seinen Finder wartet. Denn wie gesagt: Nur etwa die Hälfte des Service wurde damals ausgegraben. Zwar wurde der Fundort später noch einmal nach weiteren Silberstücken durchsucht, jedoch nur innerhalb weniger Meter. Statt dass die zweite Hälfte im Besitz eines anderen Germanen gelandet ist oder von seinem römischen Besitzer wieder mit nach Hause genommen wurde, könnte sie also tatsächlich noch irgendwo bei uns vergraben sein.