Stimmt, ich mache ja schon sehr lange Musik, aber das war in der Tat das erste Projekt, das auch überregional richtig große Wellen geschlagen hat. Ich war damals bei einem der größten Musikverlage Europas. Die haben mir eine Single angeboten und ein paar Kontakte, aber das war nicht das, was ich wollte. Ich wollte mir lieber was Richtiges aufbauen, um davon zu leben. Und hatte Angst, so ein One-Hit-Wonder zu werden. Also hab ich gesagt: „Ok, ich muss irgendwie einen anderen Weg finden.“ Naja, so wurde die Idee geboren, mein Album über Crowdfunding zu finanzieren. Und das hat dann ziemlich gut hingehauen.
Das Konzept hat gut funktioniert, wir haben ein halbes Jahr tatsächlich nur von meinen CD-Verkäufen und meinen Auftritten gelebt. Also wollte ich es noch einmal probieren – aber diesmal mit noch mehr Professionalität. Ich hab dann eine zweite Crowdfunding-Kampagne bei startnext aufgesetzt. Von den benötigten 23.000 Euro hab ich am Ende knapp 10.000 Euro zusammenbekommen. Es war also schon ziemlich viel, aber bei startnext ist es so, dass das Geld wieder zurückgeht, wenn der Betrag nicht voll ist. Ich brauchte also einen anderen Weg, um es finanzieren zu können – auch über Crowdfunding, aber eben nicht über ein Portal, sondern auf meiner eigenen Website. Da fehlt noch ein bisschen Geld, aber wir haben jetzt schon mehr als doppelt so viel wie in der ersten Kampagne damals.
Als Nächstes möchte ich erst einmal die Platte rauszubringen und im Nachgang eine kleine Tour spielen. Ich will den Radius deutschlandweit noch vergrößern und bewusst den Schritt aus der Region heraus wagen. Wobei es mir da weniger um die Bekanntheit geht, sondern eher darum, gute Musik zu machen. Ich mag es, wenn den Leuten meine Musik gefällt, wenn sie sich darin wiederfinden und sie sie ein Stück auf ihrem Lebensweg begleitet. Das finde ich geil. Das ist für mich auch die Motivation, das alles zu machen. Die Bekanntheit ist so eine Sache: Wenn man davon leben will, ist die Bekanntheit das nötige Übel. Ich mag das eigentlich gar nicht so, ich finde das eher befremdlich. Aber es gehört halt einfach dazu. Und mein übergeordnetes Ziel als Künstler ist es dann, business-technisch sozusagen in die zweite Liga aufzusteigen. Durch mein letztes Projekt habe ich viele Kontakte sammeln können, sodass ich jetzt ein mega gutes Team um mich herum habe. Das erlaubt es mir, das alles auf einem sehr hohen Level machen zu können, obwohl ich wegen meines Vollzeit-Jobs und meiner Familie nur wenig Zeit habe.
Schönes Wortspiel. Ja, das stimmt. Man muss sich ja immer ein bisschen was Besonderes einfallen lassen. Also habe ich mir die Namen von Leuten, die mich unterstützt haben, tätowieren lassen. Die Reaktionen darauf waren sehr divers. Manche fanden das mega „sellout“, und andere fanden es wieder mega gut. Das Album heißt eben „Tattoo“ und da hab ich dann diese PR-Story gestrickt, die auch mega gut funktioniert hat. Ich hab dadurch mit meiner Band mehr Bookings bekommen, wir waren einfach Stadtgespräch. Für mich ist das das maximale Investment, das du in deine Kunst geben kannst. Ich hab in der Tat also für die Platte geblutet. Und ein bisschen Platz ist noch frei auf meinem Körper. Wer mich mit 250 Euro unterstützt, den trage ich auf ewig unter meiner Haut – und ein Beweisvideo gibt’s natürlich auch.
Ja, das kommt tatsächlich öfter vor. Darum habe ich auch vor kurzem einen Podcast gestartet. Aus den Sachen, die ich bisher gemacht habe, sind ganz viele Erfahrungswerte entstanden. Und ganz viele Sachen hören sich von außen erst mal total krass oder mega kompliziert an, sind aber eigentlich ganz einfach. In dem Podcast geht es mir darum, zum einen so ein bisschen meine Geschichte zu erzählen. Aber auf der anderen Seite auch, Musikern Mut zu machen und ihnen ein paar Tipps an die Hand zu geben, wie man sich selber promoten kann. Denn das sind ja die Fragen, die sich jeder Künstler und jeder Newcomer in irgendeiner Form stellt: „Wie werde ich denn bekannt?“ „Wie sorge ich dafür, dass ich gebucht werde?“ „Wie verkaufe ich eine CD?“ „Wie finanziere ich mein Album?“ Und diese ganzen Dinge. Ich bin ja selber noch dabei, das alles herauszufinden. Und in dem Podcast dokumentiere ich das eben und teile meine Erfahrungen mit anderen Künstlern und meinen Fans.