Der Energieausweis – so lesen Sie ihn richtig!

Vor der Entscheidung für eine neue Wohnung oder ein Haus lohnt der Blick auf den Energieausweis. Denn hohe Heizkosten können aus einer scheinbar günstigen Wohnung schnell eine sehr teure machen. Aber wie liest man den Energieausweis eigentlich? Wir zeigen es Ihnen.

Spätestens bei der Suche nach einer neuen Wohnung oder einem Haus werden Sie ihm begegnen – dem Energieausweis. Doch kaum jemand weiß, wie man ihn richtig liest. Und vor allem: Was er für einen potenziellen Mieter oder Käufer wirklich aussagt. Das Wichtigste dazu haben wir für Sie zusammengefasst. Damit Sie bei Ihrer nächsten Wohnungssuche bestens informiert sind.

Was ist ein Energieausweis eigentlich?

Der Energieausweis ist ein Dokument, das etwas über den energetischen Zustand eines Gebäudes aussagt – und so dabei helfen soll, dessen Energieverbrauch vorab einzuschätzen. Nach einem Neubau oder einer Sanierung sowie beim Verkauf oder der Vermietung einer Wohnung ist dieser mittlerweile vorgeschrieben und muss Ihnen als Mietinteressent ausgehändigt werden. Neben allgemeinen Angaben zu dem Gebäude enthält er einen berechneten Energiekennwert sowie einige Empfehlung für sinnvolle Modernisierungsmaßnahmen.

Der Energiekennwert und seine Berechnung

Für Mietinteressenten besonders interessant ist dabei der Energiekennwert. Denn dieser gibt den jährlichen Energieverbrauch in Kilowattstunden pro Quadratmeter an. Es gilt also: Je kleiner, desto besser.

Als Beispiel: Energiekennwert von 110 bei einer 65qm-Wohnung

110kWh x 65 = 7.150 kWh Jahresverbrauch

Zusammen mit dem BERGMANN-Preisrechner erhält man damit einen guten Einblick, mit welchen Kosten ungefähr zu rechnen ist. Aber Achtung! Der Kennwert kann auf zwei unterschiedliche Arten berechnet werden, deren Aussagekraft sich durchaus unterscheidet.

Eine Möglichkeit ist die Ermittlung auf Grundlage des theoretischen Energiebedarfs. Dabei wird also berechnet, wie hoch der Energieverbrauch angesichts des energetischen Zustands des Gebäudes theoretisch sein müsste. Dabei wird auf standardisierte Rahmenbedingungen hinsichtlich Klima, Nutzerverhalten etc. zurückgegriffen. Alternativ kann auch der tatsächliche Verbrauch über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren als Berechnungsgrundlage dienen – sofern lückenlose Daten vorliegen. Allerdings werden auch hier besondere klimatische Ereignisse – wie zum Beispiel ein außergewöhnlich langer oder kalter Winter – aus den Daten herausgerechnet. Diese Methode ist meist aussagekräftiger. Die Daten hängen aber natürlich stark vom Heizverhalten der Vormieter ab.

Welche Berechnungsweise bei dem Ihnen vorliegenden Energieausweis angewandt wurde, wird auf der ersten Seite angegeben. Entweder handelt es sich um einen „Bedarfsausweis“ – der Theoretische – oder um einen „Verbrauchsausweis“ mit tatsächlichen Verbrauchsdaten.

Die Effizienzklasse von A+ bis H

Auf neueren Energieausweisen ist auch eine Effizienzklasse angegeben – so wie bei Elektrogeräten. Diese basiert auf dem eben beschriebenen Energiekennwert und soll Ihnen dabei helfen, diesen besser einordnen und vergleichen zu können. Der durchschnittliche Verbrauchswert in Deutschland liegt übrigens bei E, heutige Neubauten sollten allerdings mindestens B erreichen.

Unterhalb dieser Skala ist meist noch eine weitere Kennzahl angegeben, der Primärenergiewert. Hier werden die Energieverluste mit einbezogen, die bei der Gewinnung und beim Transport des Energieträgers entstehen. Damit sagt er also etwas über den ökologischen Fingerbadruck des Gebäudes aus. Aber nicht unbedingt über die Energiekosten, denn auch bei einem guten Primärenergiewert können etwa durch schlechte Dämmung hohe Heizkosten entstehen.

Das sollten Sie beachten

Der Energieausweis gilt immer für das gesamte Gebäude und nicht für eine einzelne Wohnung. Das heißt, dass der tatsächliche Verbrauch mitunter deutlich von den Angaben abweichen kann. Denn je nach Lage Ihrer Wohnung im Gebäude fällt der Energiebedarf unterschiedlich aus. Außerdem kommt es natürlich auch stark auf Ihr persönliches Nutzungsverhalten an. Und die Preisentwicklung verschiedener Energieträger lässt sich heute ebenfalls schwer vorhersagen.

Vorsicht ist zudem beim Vergleich von neueren und älteren Energieausweisen geboten. Da sich die Energieeinsparverordnung (EnEV) – also die gesetzliche Grundlage des Energieausweises – zwischenzeitlich mehrfach geändert hat, ein Energieausweis aber 10 Jahre lang gültig ist, kann es zu Unterschieden in der Darstellung kommen. Sie sollten also in jedem Fall genau hinsehen. Und im Zweifel noch einmal genau nachfragen.

Trotz seiner Tücken kann Ihnen der Energieausweis aber auf jeden Fall eine echte Hilfe sein, um den zukünftigen Energieverbrauch in Ihrem neuen Heim vorher ungefähr abzuschätzen.