Alltagsminimalismus als Lebensstil á la Fridays for Future

Minimalistisch leben? Spinnen die Kids von Fridays for Future? Wir haben mal hingehört – und der Alltagsminimalismus, den die Jungen und Mädchen fordern, ist mit gar nicht mal so viel Verzicht verbunden.

Auch in Braunschweig haben sich junge Menschen der Bewegung Fridays for Future angeschlossen. Sie gehen regelmäßig für einen konsequenteren Klimaschutz auf die Straße. Spannend ist, mit welchen Themen sich die jungen Demonstranten vor allem auseinandersetzen. Denn dabei dreht es sich sehr stark um die Auswirkungen des Konsums. Vor allem die vielen kleinen alltäglichen Gewohnheiten prangern die Mädchen und Jungen an, an denen jeder von uns schnell etwas ändern könnte. Diese Generation steht für einen neuen Lebensstil des Alltagsminimalismus ein – also einen sehr viel bewussteren Konsum, der weniger auf Kaufen und Wegwerfen fußt und mehr auf sehr bedachten Anschaffungen. Das klingt erst mal nach viel Verzicht, aber wenn man sich einige Aspekte dieses Alltagsminimalismus einmal genau ansieht, ist vieles davon gar nicht schwer und ganz einfach umzusetzen.

Weniger fliegen – erst recht im eigenen Land

Eine ganz prominente Forderung der jungen Klimademonstranten ist die Reduktion von Flugreisen. Muss es für eine Woche Urlaub unbedingt in die Karibik gehen? Und muss eine Strecke wie Hamburg-Frankfurt wirklich mit dem Flugzeug zurückgelegt werden, wenn man sie auch zügig mit dem ICE fahren kann? Fliegen ist heute so einfach und bequem, dass es verlockt, sich diesen Luxus regelmäßig zu gönnen. Doch die Auswirkungen des zunehmenden Flugverkehrs auf das Klima sind nicht zu verachten.

Weniger online kaufen und zurück schicken

Weniger online kaufen und zurück schicken

Gerade wird sehr stark über Rücksendungen im Onlinehandel diskutiert. Es ist gelebte Praxis, sich zum Beispiel drei Hosen nach Hause liefern zu lassen, obwohl man schon weiß, dass man mindestens zwei davon wieder zurück schicken wird. Der dadurch entstehende Transportaufwand ist enorm. Und wenn man bedenkt, dass zahlreiche Retouren sogar direkt vernichtet werden, kann das in keinem Fall gut für das Klima sein. Alltagsminimalismus heißt nicht zwingend, auf das bequeme Online-Shopping zu verzichten. Aber es zumindest bewusster zu betreiben und Rücksendungen so gut wie möglich zu vermeiden.

Weniger Plastik, mehr Wiederverwendbares

Der zunehmende Plastikmüll ist ein großes ökologisches Problem. Dabei ist das Benutzen und Wegwerfen von Plastik in vielen Fällen ganz und gar nicht alternativlos. Wir haben uns einfach daran gewöhnt. Stoffbeutel oder Kaffeebecher dabei zu haben, statt sich immer wieder Einweg-Tüten und Becher geben zu lassen, fordert nicht viel Verzicht. Sondern braucht einfach ein bisschen Gewöhnung. Dann ist es bald genauso automatisiert wie die Plastikverschwendung heute.

Weniger kaufen, lieber teilen

Weniger kaufen, lieber teilen

Mit den veränderten Prioritäten dieser klimabewussteren Generation rückt das Besitzen von Dingen wie Autos und Co. als Statussymbol weiter in den Hintergrund. Stattdessen erlebt die Sharing Economy einen regelrechten Boom. So muss weniger produziert und transportiert werden. Sharing muss sich aber nicht immer nur auf Transportmittel beziehen. Ein Jahrhunderte altes Erfolgsmodell des Teilens ist zum Beispiel die gute alte Bibliothek. Warum ein Buch kaufen und ins Regal stellen, wenn man es sich auch einfach zum Lesen ausleihen kann?

Weniger Wegwerfen und schnell nachkaufen

Zum Alltagsminimalismus gehört es nicht zuletzt, nach Bedarf zu kaufen statt nach Lust. Viele Gegenstände werden aussortiert, ganz einfach weil wir Lust auf etwas Neues haben. Das verursacht jede Menge Müll und Emissionen. Durch den längeren Gebrauch von Gegenständen lässt sich davon sehr viel einsparen. Und wenn es dann doch mal etwas Neues sein soll, muss es vielleicht nichts ganz neu-Neues werden. Second Hand erlebt ein großes Comeback. Das ist nicht nur nachhaltig, sondern mit dem richtigen Händchen auch ziemlich stylish.

Alltagsminimalismus, wie ihn die Demonstranten der Fridays for Future propagieren, geht also mit wesentlich weniger Verzicht einher, als viel befürchten. Und das Beste: Damit lässt sich auch einiges an Geld sparen. So bleibt mehr Budget, um das Leben zu genießen. Und dafür muss man dann auch gar nicht unbedingt in die Karibik.