Auf den zweiten Blick – Entdeckungen auf dem Braunschweiger Burgplatz

Es lohnt sich, auf dem Braunschweiger Burgplatz mal für einen Moment innezuhalten und den Blick schweifen zu lassen. Denn gerade auf den zweiten Blick birgt dieser allerlei Geschichten.

Der Burgplatz ist das Wohnzimmer der Braunschweiger. Und ein Ort voller Geschichte und Geschichten. Von den schweren Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg, die große Teile der Stadt schwer beschädigt haben, blieb der Platz in ihrem Zentrum weitestgehend verschont. Sodass man hier stehend noch immer eine Augen- und Gedankenreise durch verschiedene Jahrhunderte unternehmen kann. Dabei gibt es allerlei zu entdecken. Mit den zahlreichen interessanten Kleinigkeiten ließe sich sicher ein ganzes Buch füllen. Für Sie haben wir ein paar Beispiele herausgepickt, bei denen es sich lohnt, einen Moment länger hinzusehen.

Kratzspuren am Dom

Kratzspuren am Dom

An der nordöstlichen Pforte des Doms lassen sich tiefe Kratzspuren im Gestein erkennen. Diese geben Historikern seit jeher Rätsel auf, sodass deren Ursprung bis heute nicht abschließend geklärt werden konnte. Vielleicht war es ja tatsächlich so, wie es die Legende besagt. Derer zufolge soll nämlich der berühmte Braunschweiger Löwe hier mit seinen Krallen gewütet haben. Nach dem Tot seines Herren, Herzog Heinrich des Löwen, habe man es dem Tier nämlich verweigert, am Sarg seines Gefährten Abschied zu nehmen. Während im Inneren die Ritter dem Fürsten am Sarg die letzte Ehre erwiesen, habe der Löwe vergeblich versucht, sich durch das Mauerwerk zu kratzen. Nachdem das nicht gelang, soll er sich vor der Pforte niedergelegt haben und vor Trauer an Ort und Stelle verstorben sein.

Der doppelte Löwe

Der doppelte Löwe

Apropos Braunschweiger Löwe: Die Löwenstatue auf dem Burgplatz gehört ohne Frage zu den bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Und das schon seit hunderten von Jahren. Denn aufgestellt im 12. Jahrhundert war sie die erste freistehende Großplastik des Mittelalters nördlich der Alpen und damit ein weithin geachtetes Herrschaftszeichen Heinrich des Löwen. Über die Jahrhunderte wurde es vielfach restauriert und repariert. Zu ihrem Schutz hat man die Statue in den 1980er-Jahren dann gegen eine Kopie ersetzt. Das Original allerdings befindet sich noch immer am Burgplatz – wenn auch nicht mehr in dessen Zentrum. Es lässt sich heute in der Burg Dankwarderode besichtigen, nur wenige Meter von seinem ursprünglichen Standort entfernt.

Sattes Grün auf dem Burgplatz

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war es zu einem städtebaulichen Trend in den europäischen Metropolen geworden, zentrale Plätze zu grünen Inseln im Häusermeer umzugestalten. Auch in Braunschweig wollte man hinter den großen Städten nicht zurückstehen und so begann man 1901, den Burgplatz zu begrünen. Rund um den Löwen wurde eine dreieckige Rasenfläche angelegt, die von breiten Wegen umschlossen wurde. Über die Grünfläche hinweg führten ebenfalls drei gepflasterte Wege sternförmig zum Denkmal. Diese Form des Burgplatzes hatte allerdings nicht allzu lang Bestand.

Mit fremden Federn geschmückt

Mit fremden Federn geschmückt

Ein echter Blickfang auf dem Braunschweiger Burgplatz sind auch die feinen Schnitzereien an der Fassade des sogenannten Huneborstelschen Hauses, in dem heute die Handwerkskammer sitzt. Diese stammen aber eigentlich von ganz woanders. Vom Sack Nr. 5 nämlich, dem eigentlichen Huneborstelschen Haus, das zwischen 1524 und 1528 entstand, Ende des 19. Jahrhunderts allerdings wieder abgerissen werden sollte. Die prachtvollen Schmuckteile der Fassade konnten glücklicherweise gerettet werden und wurden einige Jahr später an dem Neubau am Burgplatz angebracht. Ihr Anblick ist also nicht nur eine Zeitreise, sondern auch eine kleine Reise ein paar Gassen weiter.

Große Literatur auf kleinster Fläche

Große Literatur auf kleinster Fläche

Platz ist eigentlich genug auf dem Burgplatz, trotzdem ist genau hier Deutschlands kleinstes Antiquariat beheimatet. Auf gerade einmal 8 Quadratmetern lässt es sich direkt neben dem Eingang zur Burg Dankwarderode durch alte Bücherschätze stöbern. Seit 1949 gehört das Mini-Antiquariat als besondere Kuriosität fest zum Ensemble des Burgplatzes. Bei gutem Wetter wird die Verkaufsfläche einfach mit einigen Tischen nach außen erweitert. Ein Pilgerort für Freunde alter Bücher aus ganz Deutschland.

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