Die Braunschweiger Mumme ist das Kultgetränk der Löwenstadt. Auf der jährlichen Mummegenussmeile im November feiert Braunschweig sein malziges Gebräu. Wenngleich sich ihre Berühmtheit heute vor allem auf Braunschweig und Umgebung konzentriert, wurde die Mumme im späten Mittelalter in die halbe Welt exportiert. Die Geschichte von Braunschweigs mittelalterlichem Exportschlager.
Die Mumme, ein besonders starkes und süßes malziges Bier, wurde erstmals im 14. Jahrhundert nachweislich erwähnt. Später gab es sie in unterschiedlichsten Varianten – mit Zusätzen von zerstoßenen Kirschen, verschiedensten Gewürzen oder Blüten. Außergewöhnliche Bedeutung aber hatte die sogenannte Schiffs-Mumme mit besonders hohem Alkoholgehalt, die in ihrer Konsistenz eher an Öl oder Sirup erinnerte als an ein klassisches Bier.
Die Schiffs-Mumme war es auch, die das Braunschweiger Malzgetränk zum Verkaufsschlager werden ließ – vor allem unter Seefahrern. Der Grund dafür war ihr hoher Alkohol- und Zuckergehalt. Dieser sorgte nämlich dafür, dass die Mumme für die damalige Zeit unglaublich lange haltbar war. Selbst bei tropischen Temperaturen blieb sie über viele Wochen hinweg genießbar. Und sie enthielt obendrein wichtige Nährstoffe. Das machte die Mumme zu einem idealen Proviant für Seeleute. In einer Zeit, in der sich Entdecker aufmachten, die noch unbekannten Teile der Welt zu erkunden und zu besiedeln.
So wurde die Braunschweiger Mumme nicht nur in alle wichtigen europäischen Häfen, sondern bis nach Asien und in die Karibik verschifft. Ihr Erfolg war so einschlagend, dass sie nicht unwesentlich zum Wohlstand der Stadt Braunschweig zu dieser Zeit beitrug, aber auch zu Konflikten mit anderen Städten, die ihren eigenen Bierabsatz bedroht sahen.
Ein solcher Erfolg bleibt nie ohne Neider. In etlichen Städten versuchte man, die Braunschweiger Mumme nachzubrauen, blieb meist aber ohne Erfolg. Am dichtesten dran waren wohl die Engländer, die in einem frühen Fall von Wirtschaftsspionage an ein Originalrezept gelangten und den Braunschweigern fortan das Verkaufen ihrer Mumme in Großbritannien verboten. Die Kopien setzten der Braunschweiger Mumme aber vor allem auf andere Weise zu: Sie waren alle samt von ziemlich geringer Qualität und führten zunehmend zu einem immer schlechteren Ruf der Mumme insgesamt.
Der schwindende Ruf infolge der zahlreichen geringwertigen Kopien setzte dem Absatz der Braunschweiger Mumme kräftig zu. Dazu kamen im 18. Jahrhundert neue Techniken, um Lebensmittel haltbar zu machen. Seefahrer boten sich also zunehmend Alternative zu dem klebrig-süßen Bier-Sirup aus der Löwenstadt. Da veränderte man den Charakter des Getränks: Es wurde auf den Alkohol verzichtet und stattdessen auf die gesundheitsförderlichen und stärkenden Effekte des nährstoffreichen Gebräus abgestellt – zum Beispiel für stillende Mütter. An ihre früheren Erfolge konnte die Braunschweiger Mumme damit aber längst nicht wieder anknüpfen. Die Zahl der Mumme-Brauereien ging stark zurück, bis Mitte des 20. Jahrhunderts nur noch eine übrig blieb.
Foto: Braunschweig Stadtmarketing GmbH/Phlipp Ziebart
Heute ist die Braunschweiger Mumme eine regionale Spezialität und wird vor allem zum Verfeinern von verschiedenen Lebensmitteln und Gerichten verwendet. Auch ein weniger starkes Mumme-Bier gibt es wieder. Und natürlich die jährliche Mummegenussmeile, auf der es allerlei Leckeres mit der Braunschweiger Mumme zu verkosten gibt.