Grenzstadt Helmstedt – 4 Fakten aus der Zeit der innerdeutschen Grenze

Was haben ein ungewöhnlicher Zebrastreifen, geheimnisvolle Spione und eine Frau namens Annemarie gemeinsam? Ihre Geschichten spielen in Helmstedts Zeit als innerdeutsche Grenzstadt.

Bis zur deutschen Wiedervereinigung befand sich zwischen Helmstedt und Marienborn der größte und wichtigste innerdeutsche Grenzübergang. Denn nicht nur Reisende in Richtung DDR und Ostblock-Staaten passierten diesen Übergang – vor allem wurde hier der größte Teil des Transitverkehrs zwischen Westdeutschland und Westberlin abgewickelt. Eine besondere Rolle also, die Helmstedt und die Region viele Jahrzehnte lang prägte und bis heute nachwirkt. Davon zeugen auch diese vier Fakten.

Der erste Schritt nach dem Mauerfall

Annemarie und Juliane Reffert – Mutter und Tochter – waren die ersten, die in den wirren Stunden des Mauerfalls die Grenze von der DDR zur BRD überschritten. Nach der historischen Pressekonferenz von Günter Schabowski (Stichwort: „unverzüglich“) am 9. November 1989 nutzten sie um 21.15 Uhr als erste ihre Chance. Helmstedt wurde in dieser Nacht für tausende Menschen zum ersten „touristischen“ Ziel im Westen.

Helmstedt, Stadt der Spione

Helmstedt, Stadt der Spione

Die meisten von uns haben Spione bislang wohl nur in einschlägigen Kino-Blockbustern gesehen. In Helmstedt allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, schon mal einem leibhaftigen Spion begegnet zu sein, dagegen ziemlich groß. Denn aufgrund seiner Bedeutung als Grenzstadt soll Helmstedt während des Kalten Krieges immer wieder Treffpunkt für Spione aus den USA und der Sowjetunion gewesen sein sowie natürlich auch aus West- und Ostdeutschland. In einer kleinen Stadt mit weniger als 30.000 Einwohnern und derart häufiger Präsenz von Geheimdiensten dürften viele Helmstedter also schon mal einem echten Spion über den Weg gelaufen sein. Bis heute gibt es im Landkreis Helmstedt eine Außenstelle des BND.

Helmstedt als Vorbild moderner Grenzübergänge

Helmstedt als Vorbild moderner Grenzübergänge

Auf dem Zebrastreifen über die Autobahn – das sieht man eigentlich nur an Grenzübergängen. Den ersten dieser Art in Deutschland gab es am Grenzübergang Helmstedt. Weil das hohe Verkehrsaufkommen an der Grenze häufig zu langen Wartezeiten führte, entstand vor dem Grenzübergang zunehmend eine Infrastruktur aus Raststätten und Parkplätzen. Um den Reisenden die Möglichkeit zu geben, sicher und bequem auf die andere Seite zu gelangen – und weil man hier ohnehin nie schnell voran kam – entschied man sich irgendwann dafür, einen Zebrastreifen quer über die A2 anzulegen. Heute sind diese Fußgängerüberwege häufig an Grenzübergängen zu anderen Ländern anzutreffen.

Helmstedt vor Berlin

Checkpoint Charlie in Berlin, das Museum am ehemaligen Grenzübergang in der Hauptstadt, zieht jährlich Millionen von Besuchern an. Wenn „Charlie“ nach dem internationalen Buchstabieralphabet aber für „C“ steht: Wo war dann Checkpoint Alpha? Natürlich in Helmstedt/Marienborn. So nämlich bezeichneten die Alliierten den hiesigen Grenzübergang. Das andere Ende der Transit-Strecke zwischen Westdeutschland und Westberlin, der Checkpoint Bravo, befand sich in Dreilinden-Drewitz am Rande Berlins.

Teile des ehemaligen Grenzübergangs lassen sich bis heute besichtigen. Eine empfehlenswerte Anlaufstelle mit beeindruckenden Einblicken in die deutsch-deutsche Geschichte. Und ein idealer Anlass für einen Besuch in der ehemaligen Grenzstadt Helmstedt.